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Entdeckungstouren durch den grünen Norden Spaniens

Obwohl der grüne Norden Spaniens eine der schönsten Regionen auf der Iberischen Halbinsel ist, kennen viele deutsche Urlauber die Gegend kaum. Hier wird das Klischee vom ewigen Sonnenschein auf den Kopf gestellt und saftig grüne Küsten liegen im Nebelschleier. Das gemäßigt, feuchte Klima ist geprägt durch den Atlantik, der den Regen bringt und für angenehme Kühle am Abend sorgt. Die herrlichen Steil- und Flachküsten der Regionen Asturien, Galicien und des Baskenlandes sind geprägt von grünen Wäldern und Wiesen und gehören zu den schönsten, die Spanien zu bieten hat. Dabei sind die wunderschönen Strände nicht einmal so überlaufen wie anderswo, allerdings hat man hier auch keine Garantie für Sonnenschein.

Norden Spaniens

Norden Spaniens ©iStockphoto/Ekaterina Bondaretc

Der Norden Spaniens

Wer aber eine einmalige Landschaft und hübsche Dörfer durch Wandern und Radtouren entdecken möchte, ist im Norden genau richtig. Hier kann man bei milden Temperaturen lange Exkursionen unternehmen oder auch gleich auf Pilgerreise gehen. Der wohl bekannteste Pilgerweg Europas führt genau durch eben diese Region, die mit ihren Reizen schon für so manch spirituelle Erleuchtung sorgte. Folgen Sie wie schon etliche Pilger vor Ihnen dem Lauf der Sterne durch Nordspanien und genießen Sie die herrliche Küstenroute des Jakobsweges. Hier am Sternenweg, wie man den Pilgerweg auch nennt, kann man eine einmalige Reise durch die Berge und das nahe Meer unternehmen und über den Sinn des Daseins nachdenken. Pilgern hier heißt, niemals einsam zu sein. Wenn einem danach ist, schließt man sich einer Pilgergruppe für ein paar Stunden oder auch Tage an, um danach wieder allein zu wandern und die Stille zu genießen.

Aber auch wer einfach nur einen erholsamen Urlaub mit viel Kontakt zu Natur und den gastfreundlichen Einwohnern sucht, kann in Asturien und Galizien fündig werden. Herrliche Campingplätze, Ferienwohnungen oder -häuser locken zu individuell gestalteten Reisen und sind ideale Ausgangsorte, um die über 350 Kilometer lange Küstenlinie Asturiens mit ihren Steilküsten, den Meerwassergeysiren, Dünen und einsamen Buchten zu erkunden. An der Küste Galiciens sorgen schlauch- und trichterförmige, fjordähnliche Flussmündungen – die sogenannten Rías – für eine Küstenlänge von sage und schreibe 1.659 Kilometern, die es ebenfalls wert sind, sie zu erkunden. An den Rías Altas findet man die höchsten Kliffs des europäischen Kontinents, während an den südlicher gelegenen Rías Baixas an zahlreichen Holzflößen Miesmuscheln gezüchtet werden.

Doch Urlaub lässt sich hier nicht nur wunderbar an der Küste verbringen, sondern auch auf den hohen Bergen der Küstengebirge der Sierra del Cuera und der Sierras del Sueve. Die Gipfel steigen hier teilweise unmittelbar am Meer auf bis zu 1.000 Meter Höhe an und bieten spektakuläre Aussichten auf die Küste und die umliegenden Landschaften. Das Kantabrische Gebirge mit seiner zentralen Gebirgskette ‚Picos de Europa‘ begrenzt España Verde, also das „grüne Spanien“, von der kastilischen Hochebene ab und bezaubert mit seinen hohen Gipfeln wie dem Torre de Cerredo mit 2.648 m. Ein großer Teil der fantastischen, grünen Landschaften sind geschützte Naturräume, in denen man viele Naturschätze entdecken kann.

So wurden die ‚Picos de Europa‘ bereits 1918 als erster spanischer Nationalpark unter Schutz gestellt und somit der einmalige Lebensraum für Wölfe, Bären, Auerhühner, Geier, Steinadler und viele weitere seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten. Während die schroffen Berge der ‚Picos de Europa‘ von Weitem wie eine bizarre Felswüste erscheint, findet man in den Tälern dicht bewachsene Wäldern und in den Hochtälern sind die hübschen Bergdörfer sanft in die Landschaft eingebettet. Wer hier wandern möchte, kann die herrlichen Bergseen von Covadonga als Startpunkt wählen oder durch die einmalig schöne Schlucht des Río Cares streifen und Natur pur erleben.
Tolle Wanderungen kann man auch durch den abwechslungsreichen Naturpark von Redes und Ponga, die sich westlich der ‚Picos de Europa‘ befinden, machen. Hier findet man einen großen Reichtum an Naturräumen mit vielen Kontrasten. Karstformationen, Höhlen und Gletscher wechseln sich mit weiten Weideflächen, ausgedehnten Waldgebieten und großen Flüssen ab. In den großen Auenlandschaften und tiefen Schluchten aus Kalkstein kann man eine unberührte Natur entdecken und die Einsamkeit genießen.

Ganz in Küstennähe erhebt sich dagegen die ‚Sierra del Sueve‘, die mit ihren bis zu 1.161 Metern hohen Bergen und den schönen Flusstälern ein einmaliges Vogelparadies darstellt. Ein einzigartiges Naturdenkmal ist auch der Strand von Vega, der mit seinen Felsformationen an die Frühzeit der Erdentwicklung erinnert. Unbedingt einen Besuch wert sind auch die Höhlen ‚Cueva Rosa‘ und ‚Cueva Sidrón‘ sowie die Höhle ‚Tito Bustillo‘, in der man steinzeitliche Höhlenmalereien bewundern kann. Aufgrund von zahlreichen Fossilienfunden und versteinerten Spuren der Dinosaurier ist die Küste vor der ‚Sierra del Sueve‘ auch als die ‚Küste der Dinosaurier‘ bekannt. Hier findet man einmalig schöne Strände und kann sich von den langen Wanderungen erholen.

Neben der einzigartigen Natur hat das „Grüne Spanien“ auch so einige kulturelle und geschichtliche Highlights zu bieten. Viele vorromanische Bauwerke prägen das Bild der hübschen Dörfer und Städte, aber die Geschichte dieser Region reicht noch viel weiter zurück. Zahlreiche Megalithen belegen, dass Asturien und Galicien bereits zur Jungsteinzeit besiedelt waren und viele Menschen gemeinsam diese tonnenschweren Monumente erbauten. An über 1.000 megalithischen Fundstellen kann man die Kultstätten und Grabanlagen unserer Vorfahren bewundern und über deren Fertigkeiten staunen. Die Menhiren und Dolmen sind teilweise aus bearbeiteten Steinblöcken errichtet und mit Gravuren versehen. Sie wurden vor über 5.000 bis 8.000 Jahren an vielen markanten Plätzen errichtet. Eine Megalithanlage mit über 30 Dolmengräbern, Grabhügeln und weiteren Megalithstrukturen kann man auf dem Berghügel Monte Areo in der Region Cabo Peñas entdecken.

Faszinierende Spuren haben auch die Kelten, die hier zwischen dem 10. und 5. Jh. v. Chr. lebten, hinterlassen. Bis heute reicht ihr Einfluss auf die hiesige Kultur an und lässt sich insbesondere in der Sprache, den Ortsnamen, dem Kunsthandwerk, der Mythologie, den Traditionen, der Musik und in der weiten Verbreitung der Eiben ablesen. Mehr über die keltische Architektur und die Organisation von befestigten Siedlungen kann man heute in den sogenannten ‚Castros‘ lernen. Aber auch die seltenen, kleinwüchsigen Asturcones-Ponies, die zurückgezogen in den Bergen leben, sind Überbleibsel aus der keltischen Vergangenheit.

Der heilige Baum der Kelten war die Eibe, dessen Holz sie zum Schnitzen von Wahrsage- und Zauberstäben verwendeten. An den heiligen Orten der Kelten wurde mit der Christianisierung oft Kirchen gebaut und so findet man diesen uralten, immergrünen Baum mit seinen mystisch verjüngenden Kräften neben vielen Kirchen. In der ‚Sierra del Sueve‘ und einigen anderen Gebieten Asturiens findet man aber auch einige der ältesten und letzten historischen Eibenbestände Europas. In diesen Hainen brechen die sich majestätisch erhebenden Eiben aus einem schlangenartig verwobenen Wurzelgeflecht hervor und lassen die Sonne auf helle Lichtungen durch. Auf diesen klassischen Ritualplätzen der Kelten kann man noch einmal über die zahlreichen Impressionen des so anderen spanischen Nordens nachsinnen und sich von dem einmalig schönen Land verabschieden. Vielleicht locken der Jakobsweg und seine zahlreichen Routen ja schon bald wieder in dieses zauberhafte Land zwischen den Bergen und dem brausenden Atlantik.

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